6:30 Uhr
Ich wache morgens auf und frage mich, warum nicht einfach alles normal ist. Warum ich nicht einfach Essen kann, wenn ich hungrig bin – warum Essen emotional so vielschichtig besetzt ist – warum ich nicht einfach den Schalter in mir umlegen kann, damit ES gut wird.
Ich bin ein kognitiv veranlagter Mensch. Weiß um Nährwert-Energie-Relation. Um Energieumsatz und den Zusammenhang, das Leben Energie kostet. Ich habe das studiert! Und wenn ein Organismus mehr Energie bekommt, als er verbraucht, wird sie eingelagert. Mir ist bewusst, dass der Körper in stressvollen Zeiten deutlich mehr und andere Energie benötigt, als wenn alles leicht läuft. Der Grundgedanke, das insbesondere traumatische Ereignisse für ein Organismus als extrem Stressbeladen wahrgenommen werden, kann ich nachvollziehen. Das dann von der Amygdala auf die drei Fs umgeschaltet wird ebenso. Das mich das anschaltet nicht.
Nicht begreifen kann ich, was das Ganze mit mir zu tun hat? Ich bin immer isoliert. Immer einzeln. Nicht traumatisiert. Agiere dann, wenn niemand mehr da ist. Fühle ich mich schlecht dabei? Nein – ich bin es gewohnt, schnell und logisch zu handeln. ICH könnte einfach den Schalter umlegen – und würde den Körper schnell auf Spur bringen.
Aber ich darf nicht.
Weil ich nicht alleine entscheide. Weil ich immer nur da bin, wenn….. ja wenn? Wenn das Schiff schon im Sumpf steckt. Also letzte Barriere vor dem Exitus. Das letzte Stopschild. Weil ich nie soviel Zeit bekomme, um deutliche Veränderungen zu bewirken. Weil ich immer nur die Sicherung bin – Sie lassen mich nicht. Also lasse ich sie jammern. Und sich selbst fertig machen.
Sie lassen mich ja nicht.